Aufmerksamkeit beugt Gefahrensituationen vor
Unter dem Motto „Wachsam bleiben!“ fanden sich vergangenen Mittwoch wieder alle Kursteilnehmer zum Teil 2 des Selbstverteidigungskurses der Kampfsportabteilung Viet Tu Ve Plankstadt in Kooperation mit der VHS Schwetzingen zusammen. Zur Auflockerung und zum Warm werden ging es gleich mit einem kleinen Spiel los, denn trotz der ernsthaft Problematik legt Trainer Georg Roth besonderen Wert darauf, dass die Teilnehmer mit Begeisterung an die Sache ran gehen.
Mit geballter Energie durften sich die Anwesenden danach auch sofort an einigen Selbstverteidigungsübungen probieren. An 6 Stationen sollten verschiedene Verteidigungsbewegungen und Verhaltensweisen geschult werden. Zunächst konnten sie ihrer Kraft an Pratzen freien Lauf lassen. Geübt wurden verschiedene Schlag und Trittbewegungen auf empfindliche Stellen, wie Hals, Augen, Ohren oder Unterleib. Nach der ersten Eingewöhnungsphase wurden die Pratzen abgelegt und die Teilnehmer konnten das Erlernte direkt am Partner ausprobieren. Dafür wurden sie mit unterschiedlichen Griffen konfrontiert und sollten sich gegen diese verteidigen. Ziel war es den Teilnehmer zu zeigen, wie simple aber auch effektiv die eingeübten Bewegungen waren und es auch ohne Muskelkraft möglich ist, sich zu wehren. Wichtig ist lediglich die empfindlichen Stellen des menschlichen Körpers zu kennen, so Roth.
Zudem, wurde die Thematik „Raub“ wiederholt und die Mitglieder des Vereins nahmen erneut die Rolle des bösen Straßenräubers ein.
Ebenso wurde das Thema „Alltagswaffen“ angeschnitten. Dazu wurde der Angreifer von einem speziellen Schutzanzugs geschützt, so dass die Teilnehmer verschiedene Alltagswaffen direkt und ohne Hemmungen am vermeintlichen Angreifer austesten konnten, was sichtlich zu viel Freude bei allen führte. Auf diese Weise nahm die in der Theorie dargestellte Effektivität Form an und die Teilnehmer konnten sich selbst überzeugen wie hilfreich ein Schirm, Autoschlüssel oder auch ein Kugelschreiber im Notfall sein können.
Leichtsinn vermeiden
Auch am 2. Kurstag war es Trainer Roth wichtig auf dem bereits Erlernten anzuknüpfen und neue theoretische Grundkenntnisse zu vermitteln. Mithilfe einer kurzen Umfrage unter den Anwesenden wurde das Sicherheitsempfinden der Geschlechter analysiert. So kristallisierte sich heraus, dass Frauen um ihre Sicherheit besorgter waren als Männer und sich daher im Alltag entsprechend verhielten und beispielsweise dunkle Gassen oder Unterführungen vermieden. Für Überraschung sorgte somit die Kriminalstatistik, die aufzeigte, dass nicht Frauen als „das schwache Geschlecht“, sondern Männer häufiger Opfer von Überfällen oder Gewalt werden. Der Unterschied liegt mit unter im Verhalten, dass anhand des nachfolgenden Beispiels verdeutlich werden sollte. Dafür war erneut das schauspielerische Können der Mitglieder gefragt.
Im ersten Fall ging es um einen jungen Mann, der Geld an einer Bank abhebt, sich anschließend auf dem Weg zur Straßenbahn macht und dabei mit seinem Handy spielt und gleichzeitig Musik hört. In der Bahn holt er das Geld aus seiner Tasche und zählt es dort nach. An seiner Haltstelle angekommen, steigt er aus. Unbemerkt folgen ihm 3 Männer. Sie überfallen ihn in einer Unterführung, bedrohen ihn mit einer Waffe und verlangen sein Geld.
Hätte der Mann seine Umwelt bewusster wahrgenommen und sich nicht mit Musik in den Ohren und Handy in der Hand bewusst seine Umgebung ausgeblendet, wären ihm die Männer ggf. bereits früher aufgefallen. Darüber hinaus agierte das Opfer leichtsinnig und zeigte offen wie viel Bargeld er mit sich trug. So etwas sollte in der Öffentlichkeit niemals gemacht werden. Nehmt eure Außenwelt bewusst war, verhaltet euch nicht leichtsinnig, und beraubt euch nicht eurer Sinnen durch z. B.: Musik in den Ohren, mahnt Roth in diesem Zusammenhang und gab anschließend den Anwesenden in einem kleinen Selbstversuch die Chance am eigenen Leib zu erfahren, wie wichtig Aufmerksamkeit sein kann.
Aufmerksamkeit ist die beste Verteidigung und der beste Schutz.
Nacheinander betraten die Kursteilnehmer die verdunkelte Sporthalle. Mit einem iPod im Ohr und einem Handy in der Hand liefen sie nacheinander durch den Parcours. An verschiedenen Stationen wurden sie angehalten und nach Geld gefragt, angerempelt oder ein Betrunkener kam ihnen entgegen. Sie wurden Zeugen eines Überfalls, gingen an einem Mann vorbei, der ein Messer in der Hand hielt. Da sie abgelenkt waren, nahmen die Teilnehmer die Szenen erst spät war. Im Ernstfall wären sie womöglich ahnungslos und unvorbereitet in solch eine Situation hineingeraten. Was die Kursteilnehmer außerdem nicht wussten und auch keiner bemerkt hatte, war, dass hinter ihnen ein Unbekannter sie durch den gesamten Parcours verfolgte. Sie hätten den Täter im Ernstfall erst bemerkt, wenn es zu spät gewesen wäre. Wie wichtig es ist, seine Umgebung bewusst wahrzunehmen, wurde durch diese Übung allen schlagartig klar. Durch Musik in den Ohren oder dem Handy in der Hand, ist es unmöglich potentielle Gefahrensituationen schon frühzeitig zu erkennen.
Der zweite nachgespielte Echtfall rundete diese Problematik ab. Eine junge Frau befand sich nachts auf dem Nachhauseweg und hörte wie auch das Opfer des ersten Beispielfalles Musik und beschäftigte sich mit ihrem Handy. Plötzlich wird sie von hinten gepackt. In ihrer Naivität dachte sie allerdings nicht an einen Überfall, sondern hielt das Ganze für einen Scherz eines Bekannten. Bei dem Versuch sich umzudrehen, fielen Opfer und Täter auf dem Boden. Die junge Frau war total blockiert, als sie realisierte, dass es kein Bekannter war. Zur Polizei sagte sie später, dass sie in dieser Situation nicht in der Lage war auch nur ein Ton rauszubringen. Ihr passierte dennoch nichts. Der Täter war scheinbar von diesem Tatverlauf so überrascht dass er anschließend flüchtete. In diesem Fall ging der Angriff nochmal glimpflich aus. Dies hatte jedoch nichts mit dem Verhalten der Frau zu tun, sondern lediglich mit Glück.
Die Mitglieder des Vereins erhielten zu Recht großen Beifall für ihr schauspielerisches Talent bei den dargestellten Szenen und boten den Teilnehmern ein interessantes und abwechslungsreiches Programm. Die Theorie konnte aufgelockert werden und blieb somit auch allen besser im Gedächtnis.
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